Künstliche Intelligenz (KI) ist schon seit mehreren Jahren ein fester Bestandteil unseres Alltags, z.B. im privaten Bereich, etwa bei Smartphones, Sprachassistenten oder Online-Diensten. Inzwischen hält sie jedoch auch zunehmend Einzug in den Arbeitsalltag. Beispielsweise beim Entwerfen von Mandantenrundschreiben, bei der ersten Recherche zu Gesetzesänderungen oder beim Erstellen von Tabellen: KI-gestützte Systeme wie z.B. ChatGPT sind längst mehr als ein Spielzeug – sie sind Werkzeuge, die die Arbeit deutlich effizienter machen können.
Doch wer mit KI-Tools arbeitet, macht oft eine überraschende Erfahrung: Stellt man einer KI dieselbe Frage – erhält man unterschiedliche Ergebnisse. Während die eine Antwort direkt in die Praxis übernommen werden kann, ist die andere ungenau oder schlicht unbrauchbar.
Der Unterschied liegt unter anderem im Prompt, also in der Art und Weise, wie die Frage oder Anweisung formuliert wird. Die Fähigkeit, Prompts so zu gestalten, dass KI-Tools brauchbare und präzise Antworten liefern, nennt man Prompt Engineering.
Was ist Prompt Engineering genau?
Der Begriff klingt technischer, als er ist. „Prompt“ bezeichnet die Eingabe, die Sie einer KI geben – die Frage, die Sie stellen, oder die Aufgabe, die Sie formulieren. Prompt Engineering ist die Kunst, diese Eingaben so zu gestalten, dass die KI genau das liefert, was Sie brauchen.
Ein Vergleich aus der Praxis: Stellen Sie sich vor, ein Mandant reicht Ihnen seine Unterlagen für die Steuererklärung völlig ungeordnet ein. Das Ergebnis: hoher Aufwand, viele Rückfragen, unklare Sachverhalte. Gibt derselbe Mandant hingegen alle Belege sortiert, mit Erklärungen und einer klaren Struktur ab, können Sie effizient arbeiten und liefern ein sauberes Ergebnis.
Genauso verhält es sich mit KI: Je strukturierter und klarer Ihr Prompt, desto besser das Resultat.
Warum Prompt Engineering fĂĽr Steuer- und Finanzprofis immer wichtiger wird
Gerade im Steuer- und Finanzwesen gibt es drei wesentliche Gründe, warum die Fähigkeit, gute Prompts zu formulieren, immer wichtiger wird:
- Zeitersparnis
Steuerrechtliche Änderungen, BMF-Schreiben oder Urteile lassen sich mit KI schneller erfassen und für die Praxis aufbereiten. Wer die KI präzise anleitet, bekommt Übersichten, Tabellen oder Zusammenfassungen in Minuten statt Stunden.
- Qualität
Eine schlecht formulierte Eingabe liefert meist nur oberflächliche Ergebnisse. Gute Prompts führen zu fachlich relevanten, strukturierten und für die Zielgruppe passenden Texten – sei es für Kolleginnen und Kollegen oder für Mandanten.
- Sicherheit und Verantwortung
Auch wenn KI mächtig ist: Sie ist nicht unfehlbar. Steuer- und Finanzprofis müssen Ergebnisse immer prüfen und fachlich einordnen. Wer aber versteht, wie man Prompts so formuliert, dass die KI transparent arbeitet (z. B. Quellen angibt oder Zwischenschritte erklärt), hat einen klaren Vorteil.
FĂĽnf Praxistipps fĂĽr bessere prompts im Steuer- und Finanzwesen
Damit Sie sofort loslegen können, finden Sie hier konkrete Tipps aus der Praxis.
1. Kontext geben
Die KI weiĂź nichts ĂĽber Ihre konkrete Zielgruppe, solange Sie es nicht sagen.
Schlecht: "Erkläre die Körperschaftsteuer."
Besser: "Du bist Dozent an einer Steuer-Fachschule. Erkläre die Körperschaftsteuer in Deutschland für Berufseinsteiger. Verwende Beispiele mit Zahlen und fasse die wichtigsten Punkte in einer Tabelle zusammen."
2. Zielgruppe definieren
Überlegen Sie, für wen die Information bestimmt ist – Mandanten, Mitarbeitende oder Fachkollegen.
- Für Mandaten: „Erkläre die neuen Umsatzsteuer-Regeln 2025 für Kleinunternehmer in einfacher Sprache. Verwende Beispiele aus der Praxis.“
- Für Fachkollegen: "Erstelle eine Übersicht der Änderungen im Körperschaftsteuergesetz 2025 mit Paragraphenangaben und Kommentierung.“
3. Struktur anfordern
Statt freier Texte können Sie Tabellen, Checklisten oder Gliederungen anfragen.
Beispiel: „Fasse die neuen steuerlichen Abschreibungsregelungen 2025 in einer Tabelle mit den Spalten: Regelung – Anwendungsbereich – Vorteil/Nachteil.“
4. Schritt-für-Schritt-Erklärungen nutzen
Gerade bei komplexen Sachverhalten können Sie die KI auffordern, die Lösung aufzuteilen.
Beispiel: „Zeige mir Schritt für Schritt, wie ein Unternehmen die Zinsschranke in der Steuerbilanz berücksichtigt. Füge ein Rechenbeispiel mit Zahlen hinzu.“
5. Iterieren statt perfekter Eingabe
Niemand schreibt den perfekten Prompt beim ersten Mal. Nutzen Sie die Möglichkeit, nachzufragen oder Ergebnisse zu verfeinern.
Beispiel:
- Erster Prompt: „Fasse die wichtigsten Änderungen im Steuerrecht 2025 zusammen.“
- Nachfrage: „Füge bitte Praxisbeispiele für mittelständische GmbHs hinzu und zeige die Änderungen im Vergleich zu 2024 in einer Tabelle.“
Ein kurzer Vorher-Nachher-Vergleich
Prompt 1: "Was ändert sich 2025 im Steuerrecht?"
Ergebnis: Allgemeine Liste, wenig Details.
Prompt 2: "Fasse die wichtigsten Änderungen im Steuerrecht 2025 für Kapitalgesellschaften in Deutschland in einer Übersichtstabelle zusammen. Verwende die Spalten: Änderung – Relevanz – Quelle. Füge jeweils ein kurzes Beispiel hinzu."
Ergebnis: Strukturierte Tabelle, sofort für eine interne Präsentation oder Mandanteninfo nutzbar.
Merke: Gute Prompts sind wie geordnete Belege – sie machen den Unterschied zwischen Chaos und Klarheit.
Fazit: Mehr als Prompts - warum KI-Kompetenz heute entscheiden ist
Prompt Engineering ist ein wichtiger erster Schritt, um das Potenzial von Künstlicher Intelligenz im Berufsalltag zu nutzen. Doch wer wirklich vom Einsatz der KI-Helfer, wie z.B. ChatGPT oder Copilot profitieren möchte, braucht neben dem eigenen Fachwissen für die inhaltliche Prüfung ein umfassenderes Verständnis für die KI – insbesondere im Steuer- und Rechnungswesen, wo rechtliche Vorgaben und branchenspezifische Anforderungen eine zentrale Rolle spielen.
Der nächste Schritt: Zertifizierter KI-Experte bei Endriss
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- Wie Sie KI-Tools systematisch im Steuer- und Finanzwesen einsetzen.
- Welche rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen beachtet werden mĂĽssen.
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